Wir entwickeln maßgeschneiderte Bremsen für AGVs von Bastian Solutions
Wenn der Fahrer überflüssig wird, dann lässt sich auch der Platz für Sitz und Kabine einsparen. Zu diesem Schluss kam Bastian Solutions, ein US-amerikanischer Flurförderzeug-Produzent aus dem Toyota Konzern, bei der Entwicklung eines neuen autonom fahrenden Gabelstaplers. Die geringere Länge und der verkürzte Achsabstand machen das Förderzeug aber nicht nur leichter und wendiger, sondern haben – vor allem im beladenen Zustand – auch erheblichen Einfluss auf dessen Bremsverhalten und Kippsicherheit. An diesem Punkt des Projekts kamen unsere Bremsenspezialisten ins Spiel. Wir entwickelten gemeinsam mit unserem Kunden eine individuelle Bremsenlösung, die allen Anforderungen und Besonderheiten dieser Anwendung gerecht wird.
„In unserem Pflichtenheft stand einerseits eine sehr eng gefasste Bremsmoment-Toleranz“, erklärt Dr.-Ing. Stefan Weigelt, Leiter der kundenspezifischen Entwicklung bei Kendrion INTORQ in Aerzen. „Außerdem hatte Bastian Solutions spezielle Vorgaben an die Schaltzeiten unserer Bremsen, die ertragbaren Notstoppenergien sowie die minimal mögliche Anzahl der Notstopps.“ Die besonders hohen Anforderungen an die Bremsmoment-Toleranzen resultieren aus dem verkürzten Fahrzeugdesign. So muss das Mindestmoment die Einhaltung des maximalen Bremsweges nach gesetzlichen Vorgaben gewährleisten. Dem gegenüber steht ein nur geringfügig höheres maximales Moment, um vor allem die Kippsicherheit des Förderzeugs im Falle eines Notstopps mit angehobener Nutzlast einzuhalten.
„Die passende Lösung hat unsere Entwicklungsabteilung in Aerzen gemeinsam mit Bastian Solutions erarbeitet“, beschreibt Stefan Weigelt den Prozess. „Auf Basis der technischen Daten des selbstfahrenden Flurförderzeugs (FTS), wie Antriebsrad-Durchmesser, Getriebeübersetzung und Wirkungsgrad des Getriebes, haben wir die Parameter für ein optimales Bremsendesign ermittelt, mit dem wir die geforderten Bremsmomente sicher einhalten können.“ Die kundenindividuelle Bremse basiert auf unserem Modell INTORQ BFK557 in der Baugröße 12. Die Modifizierungen durch das Team von Stefan Weigelt betrafen unter anderem die Anpassung der Federkraft sowie die Auswahl und Qualifikation eines entsprechenden Reibsystems, bestehend aus dem Rotor mit einem für die speziellen Anforderungen geeigneten Reibbelag und den dazu passenden Gegenreibflächen.
Mit der kundenspezifischen Entwicklung für Anbaubremsen sind am Standort Aerzen aktuell sechs Ingenieur:innen befasst. Auf Basis unserer Bremsenbaureihen und vorhandener Technologien entwickelt das Team kundenindividuelle Lösungen unter anderem für die Bereiche Intralogistik, Maschinenbau, Medizintechnik und Windkraft. Die Modifikationen, die hier entstehen, reichen von einfachen Anpassungen, beispielsweise der Spannungsversorgung über eine spezielle Drehmoment-Festlegung bis hin zu geometrisch stark veränderten Bremsen für spezielle Einbauräume. „Kendrion verfügt über umfassende Expertise, um die Anforderungen einer Applikation zu analysieren“, fasst Stefan Weigelt zusammen. „Die entsprechenden Spezifikationen erarbeiten wir gemeinsam mit unseren Kunden und konzeptionieren auf dieser Basis individuelle Lösungen.“