Mit über 100 Jahren Erfahrung bei der Entwicklung und Fertigung elektromagnetischer Komponenten ist KENDRION Spezialist für innovative Lösungen für zahlreiche Branchen wie Maschinenbau, Automatsierung, Engergie- und Medizintechnik.
Aus welchen Bauteilen besteht ein Elektromagnet?
Magnetkörper
Teil, das die Erregerwicklung enthält und den magnetischen Fluss leitet (Auch: Magnetgehäuse)
Erregerwicklung
Wicklung zur Erzeugung eines magnetischen Feldes (Auch: Magnetspule, Spule, Wicklung)
Erregersystem
Baugruppe bestehend aus Magnetkörper und Erregerwicklung
Spannungswicklung
Erregerwicklung, bei der sich ein Strom einstellt, der von der Versorgungsspannung und dem Erregerwicklungswiderstand abhängig ist
Stromwicklung
Erregerwicklung, bei der der Strom von vorgeschalteten Betriebsmitteln bestimmt wird, also vom Erregerwicklungswiderstand im Wesentlichen unabhängig ist (z.B. Stromregelung)
Anker
Durch das Magnetfeld bewegte oder gehaltene magnetisch leitende Teile
Welche unterschiedlichen Magnettypen gibt es?
Betätigungsmagnet
Komponente zur Ausübung einer begrenzten Längs- oder Drehbewegung
Hubmagnet
Betätigungsmagnet, bei dem eine Hubbewegung durch die Wirkung eines von der Erregerwicklung erzeugten magnetischen Feldes ausgelöst wird. (Auch: Einfachhubmagnet)
Drehmagnet
Betätigungsmagnet, bei dem eine Drehbewegung durch die Wirkung eines von der Erregerwicklung erzeugten magnetischen Feldes ausgelöst wird. Drehmagnete können hinsichtlich ihrer Funktionalität als Einfachhub- oder Umkehrhub-Drehmagnet mit einer oder beiden stromlos gehaltenen Endlagen ausgeführt werden. (monostabil-bistabil)
Schwingmagnet
Betätigungsmagnet, bei dem eine periodische, hin- und hergehende Bewegung in einem Feder-Masse-System, mit einer Schwingfrequenz, die im Allgemeinen in einem festen Verhältnis zur Frequenz der angelegten Spannung steht, durch die Wirkung eines von der Erregerwicklung erzeugten magnetischen Feldes ausgelöst wird.
Haltemagnet, Haftmagnet
Gerät oder Komponente zum Festhalten von ferromagnetischen Gegenständen
Umkehrhubmagnet
Ein Betätigungsmagnet mit elektromagnetischer Kraftwirkung in zwei Bewegungsrichtungen. Die Hubbewegung erfolgt je nach Erregung von der jeweiligen Hubanfangslage in die zugehörige Hubendlage. Dabei ist die Hubendlage der einen gleichzeitig die Hubanfangslage für die entgegengesetzte Bewegungsrichtung
Einfachhub-Spreizmagnet
Ein Hubmagnet, der durch seinen Aufbau und seine technischen Daten vornehmlich zum Lüften von Backenbremsen verwendet wird.
Einfachhub-Doppelspreizmagnet
Ein aus zwei Einfachhub-Spreizmagneten bestehender Hubmagnet, der durch seinen Aufbau und seine technischen Daten vornehmlich zum Lüften von Backenbremsen verwendet wird.
Impulshubmagnet
Ein Gerät, bei dem durch die elektromagnetische Kraftwirkung die Hubbewegung des Ankers von der Hubanfangslage in die Hubendlage erfolgt, in welcher der Anker bei ausgeschaltetem Strom durch einen eingebauten Permanentmagneten gehalten wird.
Steuermagnet, Proportionalmagnet, Regelmagnet
Hubmagnete, die durch ihren Aufbau und ihre technischen Daten vornehmlich zum Betätigen von Ventilen in der hydraulischen Steuerungs- bzw. Regelungstechnik verwendet werden.
Ventilmagnet
Ein Hubmagnet, der durch seinen Aufbau und seine technischen Daten vornehmlich zum Betätigen von Ventilen in der pneumatischen und hydraulischen Steuerungstechnik verwendet wird.
Einfachhubmagnet mit Kappanker
Ein Hubmagnet, bei dem der Anker eine Schwenkbewegung um einen Drehpunkt ausführt.
Welche Größen definieren die Kennlinie des Elektromagneten?
Magnetkraft F
Der ausnutzbare, also um die Reibung verminderte, Teil der im Betätigungsmagneten in Hubrichtung erzeugten Kraft.
Hubkraft FHub
Die Magnetkraft, die unter Berücksichtigung der zugehörigen Komponente des Ankergewichtes nach außen wirkt. Bei waagerechtem Einbau ist die Hubkraft gleich der Magnetkraft.
Haltekraft FH
Bei Gleichstrom-Betätigungsmagneten die Magnetkraft in der Hubendlage. Bei Wechselstrommagneten der Mittelwert der periodisch mit dem Wechselstrom schwankenden Magnetkraft in Hubendlage.
Resthaltekraft
Die nach dem Ausschalten verbleibende Haltekraft.
Rückstellkraft
Die nach dem Ausschalten zur Rückführung des Ankers in die Hubanfangslage erforderliche Kraft. (Bei Drehmagneten entspricht die Kraft das Drehmoment)
Magnethub s
Der vom Anker zwischen Hubanfangslage und Hubendlage zurückgelegte Weg.
Hubanfangslage s1
Die Lage des Ankers vor Beginn der Hubbewegung bzw. nach Beendigung der Rückstellung.
Hubendlage s2
Die im Magnet konstruktiv festgelegte Stellung des Ankers nach Beendigung der Hubbewegung.
Welche Zeitbegriffe sind für den Betrieb von Elektromagneten relevant?
Ansprechverzug t11
Die Zeit vom Einschalten des Erregerstromes bis zum Beginn der Ankerbewegung.
Hubzeit t12
Die Zeit von Beginn der Ankerbewegung aus der Hubanfangslage bis zum Erreichen der Hubendlage.
Anzugszeit t1
Die Zeit vom Einschalten des Erregerstromes bis zum Erreichen der Hubendlage.
Die Summe aus Ansprechverzug t11 und Hubzeit t12.
Abfallverzug t21
Die Zeit vom Ausschalten des Erregerstromes bis zum Beginn der Rücklaufbewegung des Ankers.
Rücklaufzeit t22
Die Zeit vom Beginn der Rücklaufbewegung des Ankers bis zum Erreichen der Hubanfangslage.
Abfallzeit t2
Die Zeit vom Ausschalten des Erregerstromes bis zum Erreichen der Hubanfangslage.
Summe aus Abfallverzug t21 und Rücklaufzeit t22.
Welche elektrischen Begriffe sind für den Betrieb von Elektromagneten relevant?
Anzugsstrom
Bei Wechselstromgeräten der Strom, der sich bei Erregung einstellt, wenn der Anker in der Hubanfangslage festgehalten wird und der Ausgleichsvorgang abgeklungen ist.
Nennspannung UN
Wert der elektrischen Spannung, die vom Hersteller für ein Gerät oder eine Komponente angegeben wird und auf den sich Betriebs- und Leistungsmerkmale beziehen.
Vorzugs-Nennspannung
Nennspannung, mit der die Geräte meist ab Lager verfügbar sind
Nennstrom IN
ist der vom Hersteller dem Gerät oder der Komponente zur Bezeichnung oder Identifizierung zugeordnete Versorgungsstrom bei Stromgeräten.
Bei Spannungswicklungen allgemein auch die Stromaufnahme unter Nennbedingungen.
Bei Wechselspannungswicklungen der Strom, der sich bei Nennbedingungen als Haltestrom einstellt, wenn der Anker sich in Hubendlage befindet.
Haltestrom IH
Bei Wechselspannungsgeräten oder -komponenten der Strom, der sich bei Erregung mit Nennspannung einstellt, wenn sich der Anker in Hubendlage befindet und der Ausgleichsvorgang abgeklungen ist
Einschaltstrom IE
bei Wechselspannungsgeräten und -komponenten der Strom, der sich bei Erregung mit Nennspannung einstellt, wenn der Anker in Hubanfangslage festgehalten wird und der Ausgleichsvorgang abgeklungen ist
Nennleistung PN
geeigneter gerundeter Wert der Leistung zur Bezeichnung und Identifizierung des Gerätes oder der Komponente. Allgemein auch Leistungsaufnahme bei Nennbedingungen.
Halteleistung
Bei Wechselspannungsgeräten oder -komponenten das Produkt aus Nennspannung und Haltestrom
Isolierstoffklasse
Einteilung der Isolierstoffe für Wicklungen bezüglich ihrer Grenztemperatur in thermische Klassen gemäß DIN EN 60085
Schutzklasse
Klassifizierung von Geräten hinsichtlich der Maßnahmen zum Schutz vor elektrischem Schlag gemäß DIN EN 61140
IP-Schutzart
Umfang des Schutzes des elektromagnetischen Gerätes gegen direktes Berühren bzw. gegen Eindringen von festen Fremdkörpern oder Wasser.
Angabe als IP-Code nach DIN EN 60529.
Warum ist die maximale Einschaltdauer beim Betrieb eines Elektromagneten zu beachten?
Einschaltdauer*)
Die Zeit, die zwischen dem Einschalten und dem Ausschalten des Erregerstromes liegt
Stromlose Pause*)
Die Zeit, die zwischen dem Ausschalten und dem Wiedereinschalten des Erregerstromes liegt.
Spieldauer*)
Die Summe aus Einschaltdauer und stromloser Pause.
Spielfolge*)
Eine einmalig oder periodisch wiederkehrende Aneinanderreihung von Spieldauerwerten verschiedener Größe.
Dauerbetrieb*)
Betrieb, bei dem die Einschaltdauer so lang ist, dass die Beharrungstemperatur erreicht wird.
Kurzzeitbetrieb S2*)
Betrieb, bei dem die Einschaltdauer so kurz ist, dass die Beharrungstemperatur nicht erreicht wird, und die stromlose Pause so lang ist, dass sich das Gerät auf Umgebungstemperatur abkühlt (Toleranz 2K)
Aussetzbetrieb S3*)
Betrieb, bei dem die Einschaltdauer und die stromlose Pause in regelmäßiger Folge wechseln, wobei die Pausen so kurz sind, dass sich das Gerät nicht auf die Umgebungstemperatur abkühlt.
Schaltzahl z
Die Anzahl der Arbeitsspiele.
Schalthäufigkeit Z*)
Die Schaltzahl je Stunde.
Betriebswarmer Zustand
Die nach VDE 0580 ermittelte Übertemperatur, vermehrt um die Umgebungstemperatur. Wenn nichts anderes angegeben ist, gilt als Umgebungstemperatur 35°C.
Erwärmung
Infolge der Eingangsleistung der Erregerwicklung tritt eine Erwärmung der Elektromagnete ein. Sie kann bis zur Grenze der zugrunde gelegten Isolierstoffklasse gehen, z.B. bei Klasse E 120°C, wenn man die Wärmeabgabe an die Maschine/Anlage vernachlässigt. Kraftangaben in den Kendrion-Katalogen beziehen sich immer auf den betriebswarmen Zustand.
Im Normalfall kann ein Teil der Wärme über die mechanische Befestigung an die Maschine/Anlage abgeleitet werden, was zu einer Verringerung der Eigenerwärmung führt.
Wird aus der Umgebung zusätzliche Wärme aus anderen Quellen zugeführt, so muss immer die maximal zulässige Spulentemperatur lt. Isolierstoffklasse eingehalten werden.
*) Quelle: DIN VDE 0580:2011-11
Wie wird die relative Einschaltdauer berechnet?
Die Katalogangaben für die relative Einschaltdauer der Kendrion Magnete beziehen sich, soweit nicht anders angegeben, auf eine Spieldauer von 5 Minuten.
Die maximale Einschaltdauer ergibt sich daraus für die verschiedenen relativen ED zu:
40% ED max. 120 s
25% ED max. 75 s
15% ED max. 45 s
5% ED max. 15 s
Diese Maximalwerte dürfen nicht überschritten werden. Im Zweifelsfall muss bei der Anwendung die jeweils längere relative ED eingesetzt werden.
Wie entsteht die elektromagnetische Kraftwirkung?
Magnetische Remanenz
Wird ein ferromagnetisches Bauteil magnetisiert, so bleibt nach Abschalten der Anregung ein Anteil der Magnetisierung im Material bestehen. Dieser Zustand wird als Remanenz bzw. Restmagnetismus bezeichnet. Vereinfacht gesprochen kann man davon ausgehen, daß sich die meisten magnetisierbaren Materialien verhalten, als wären sie schwache Dauermagnete. Die Remanenz bestimmt die Resthaftkraft. Nach einmaligem Abreissen des Werkstücks von der Haftfläche verschwindet die Remanenz jedoch weitgehend. Je größer der Luftspalt δL, desto geringer ist die zu erwartende Remanenz und die Resthaftkraft
Permeabilität µ
Gibt die Durchlässigkeit eines Materials für magnetische Felder an.
Die relative Permeabilität µrel ist der Verstärkungsfaktor bezogen auf die Permeabilität µ0 des Vakuums.
µ0=1,256*10(-6) (Vs/Am)
µ0=µrelµ0
Für ferromagnetische Materialien gilt:
µrel >> 1
Magnetischer Fluß Φ
In Äquivalenz zum elektrischen Kreis definiert sich Φ als Flußgrösse des magnetischen Feldes entsprechend dem Strom I im elektrischen Kreis. Je besser die magnetischen Eigenschaften (Permeabilität µ), desto größer wird der magnetische Fluß Φ bei sonst gleichen Parametern.
Angabe in Weber (Wb) oder Vs.
1Wb=1Vs
Magnetische Flußdichte B
Bezieht man den Magnetfluß auf die durchflossene Querschnittsfläche im Magnetkreis, ergibt sich die magnetische Flußdichte B, angegeben in T (Tesla)
T=1 (Vs/m2)=1 (Wb/m2)